HTML-Version der gleichnamigen Veröffentlichung in der JuS 1997, S. 94 - 95.
Hinweis: Dieser Text wurde im September 1996 fertiggestellt. Die Hyperlinks sind seitdem nicht aktualisiert worden. Es ist daher wahrscheinlich, dass einige der beschriebenen Dienste nicht mehr angeboten werden oder sich die Adresse der Dienste geändert hat.
Schon wenige Monate nach dem Fertigstellen des Beitrags "Nutzungsmöglichkeiten des Internets für Juristen" [2] im August 1995 hatten sich aufgrund der raschen Entwicklung des WWW angegebene Adressen geändert. Weiterhin haben sich während des letzten Jahres neue Anwendungsbereiche des WWW für Juristen ergeben, auf die in Form eines kurzen "Updates" hingewiesen werden soll.
Die wichtigste Entwicklung in bezug auf Programmiertechniken im WWW ist die Programmiersprache Java [3]. Diese Sprache ermöglicht, nicht nur optische und akustische Signale zu übertragen und auszugeben, sondern auch Anwendungsprogramme, sog. Applets, auf WWW-Seiten auszuführen. Neue Browser, die bereits an den Java-Standard angepaßt wurden, sind beispielsweise der Netscape Navigator ab der Version 2.0 [4], der Browser HotJava 1.0 preBeta 1 [5] oder der Jigsaw-Browser [6]. Da eine Einbindung von Anwendungsprogrammen in juristisch interessante Seiten in näherer Zukunft nicht zu erwarten ist, kann vorerst aber auch noch mit den Browsern gearbeitet werden, die ausschließlich das HTML 2.0-Format darstellen [7]. Die Übertragung von Java-Applets beansprucht wie die Übertragung von Bildern und Ton aufgrund der großen Datenmengen viel Zeit. Benutzerfreundlicher, wenn auch nicht schöner anzusehen, sind daher meist WWW-Seiten, die ausschließlich Text enthalten.
Eine Möglichkeit, Informationen im Internet und insbesondere im WWW zu finden [8], ist die Verwendung von Suchmaschinen. Es handelt sich dabei um Datenbanken, die neue Adressen und deren Inhalte aufnehmen und diese systematisieren. Über Stichworte können dann Adressen gesucht werden, die mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit die gewünschten Daten enthalten. Die in der Datenbank gefundenen Adressen werden mit einer kurzen Inhaltsangabe in Form von Hyperlinks auf dem Bildschirm ausgegeben und sind daher problemlos mit einem Mausklick zu erreichen. Die gängigsten Suchdienste sind Alta Vista, Lycos, Yahoo und im deutschen Raum Web.de [9], die sich voneinander durch die gespeicherte Datenmenge und die Form der Systematisierung unterscheiden [10].
IV. Juristische Informationen im WWW [11]
1. Juristische Server der Universitäten
Neben der Passauer Übersicht über deutsche Universitäten [12] findet man über die juristischen Server der Universitäten Saarbrücken, Hamburg, Berlin und Düsseldorf [13] einen guten Einstieg in die WWW-Seiten der Universitäten. Eine Übersicht über europäische Universitäten findet sich ebenfalls in Hamburg [14]. Die Legal List, die bisher nur als ASCII-Text abrufbar war, ist inzwischen im HTML-Format verfügbar [15] und liefert Hyperlinks zu allen amerikanischen Universitäten und Law Schools. Ein Pendant zur Legal List mit weltweiten Informationen stellt die in Japan verwaltete World List [16] dar.
In Hamburg und Passau werden Entscheidungen des BVerfG im Volltext verwaltet [17]. Durch die Einbindung von Computern, die mit Wechsel-CD-ROM-Laufwerken bestückt sind, in das universitäre Datenetz kann man über die WWW-Seiten der Universitäten häufig die frei zugänglichen CD-ROMs der Universitäten erreichen [18]. Leitsatz und Volltextsammlungen ermöglichen eine Recherche beispielsweise mit Stichworten, Aktenzeichen oder dem Datum der Entscheidung. Nach einer Anmeldung bei einem kommerziellen Anbieter erhält man kostenlos Zugang zu einer geringen Zahl von Entscheidungen zum EDV-Recht [19].
Auch hier ist eine Recherche über CD-ROMs möglich, wobei die Suche und die Anzeige der gefundenen Ergebnisse im HTML-Format erfolgen [20].
Neben einer Liste deutscher Bibliotheken wurde bereits hingewiesen [21]. Mehrere Universitäten bieten (teilweise interaktive) juristische Skripten und Lernhilfen an [22]. Die Zeitschrift Computer und Recht findet sich in den Seiten der Universität Düsseldorf ebenso wie Verweise auf Aufsätze, die das EDV-Recht betreffen [23]. Besonders erwähnenswert ist aber das Humboldt-Forum Recht (HFR), eine online-Publikation der Humboldt-Universität Berlin, in der Beiträge namhafter Autoren ausschließlich im Internet publiziert werden [24].
5. Regierungsveröffentlichungen
Inzwischen sind auch die obersten Bundesorgane im Internet vertreten, so z.B. der Bundestag [25], u.a. mit einer tagesaktuellen Übersicht über die verhandelten Tagesordnungspunkte, der Bundespräsident mit grafisch aufwendig gestalteten Seiten [26], Parteien und Ministerien [27].
6. Informationen internationaler Organisationen
Geändert hat sich die Adresse der vorgestellten Server der Europäischen Union und der Kommission der Europäischen Gemeinschaften [28]. Die NATO [29] informiert jetzt ebenso im HTML-Format wie amnsty international [30].
Mittlerweile stellen sich auch viele deutsche Kanzleien im Internet dar [31]. Der Umfang der angebotenen Information ist dabei sehr unterschiedlich, je nachdem, ob dem potentiellen Kunden nur die Kontaktaufnahme ermöglicht werden soll, Verweise auf andere juristische Dienst erfolgen oder eigenständige Publikationen veröffentlicht werden. Üblich ist bisher, daß sich die Kanzleien den für WWW-Seiten benötigten Speicherplatz bei einem professionellen Anbieter mieten, um sich die hohen Kosten für die Anschaffung eines eigenen Servers zu sparen. Nach wie vor ist nicht eindeutig abgrenzbar, ab wann eine Selbstdarstellung der Kanzleien in unzulässige Werbung umschlägt, es spricht aber viel dafür, die bisherige Rechtsprechung zu § 43b BRAO auf Werbung der Kanzleien im Internet zu übertragen [32]. Rechtsanwälte dürften somit im WWW werben wie in die traditionelleren Medien.
Neu ist schließlich im WWW das Forum Deutsches Recht mit Diskussionsgruppen
zu den einzelnen Rechtsgebieten [33].
Fußnoten
© Dr. Jan Kaestner |